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Sonderausgabe Untertürkheimer Zeitung - 7.7.2011 Midnightshopping

Die Wiege des Automobils

Ausstellung des Bürgervereins zu „110 Jahre Automobiltradition in Untertürkheim

Viele Orte in Deutschland feiern den 125. Geburtstag des Automobils. Sie sonnen sich im Glanz der epochalen Erfindung. Experten sind sich einig, dass die Wiege des Automobils in Untertürkheim - im traditionsreichen Daimler Motorenwerk - steht. Seit 1903 werden dort Mercedes- Fahrzeuge beziehungsweise heute die Herzstücke der Autos mit dem Stern gefertigt: Antriebsstränge. Unter dem Motto „110 Jahre Automobiltradition in Untertürkheim" gibt der Bürgerverein in seiner aktuellen Ausstellung einen Überblick.

1910
Eines der Dokumente aus der Anfangszeit des Untertürkheimer Motorenwerks:
Ein Blick 1904 in die Schmiede, das erste Fabrikgebäude, das gebaut wurde.
1921
„Fließband-Arbeit" Anfang der Zwanziger Jahre: Im Daimler-Werk werden die Fahr zeuge endmontiert. Fotos: Archiv Daimler

VON MATHIAS KUHN

„Selbstverständlich steht die Geschichte der Firma Daimler und die Zusammenarbeit mit Untertürkheim im Mittelpunkt", sagt Ausstellungsmacher Eberhard Hahn. Den Boden für die lange währende Zusammenarbeit zwischen Automobilunternehmen und der Kommune bereitete Ende des 19. Jahrhunderts der weitsichtige Schultes von Untertürkheim, Eduard Fiechtner. Dank einem modernen E-Werk und der ältesten Bahnverbindung Württembergs lockte er die Daimler Motoren Gesellschaft nach Untertürkheim. Den Anstrengungen des visionären Chefs der damals noch selbstständigen Gemeinde ist es zu verdanken, dass die Namen „Mercedes-Benz" oder„Daimler" heute noch automatisch mit Untertürkheim verbunden werden. Die beiden Erfinder Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach hatten im Cannstatter Gartenhaus von Daimlers Villa den ersten schnell laufenden Motor entwickelt und in einen Reitwagen eingebaut. Dieser ratterte von Cannstatt nach Untertürkheim.

Ein Jahr später fuhr Daimlers erste Motorkutsche über Untertürkheim zur Maschinenfabrik Esslingen. Schultes Fiechtner sah die Chancen und verhandelte. Daimler und Maybach suchten neue Produktionsstätten, Untertürkheim hatte Gelände, Elektrizität vom Wasserkraftwerk und eine Zuganbindung. Alles Voraussetzungen, die Gottlieb Daimler einforderte. 1900 unterzeichneten Kommune und Unternehmen den Vertrag, der im Februar 1901 auch von der württembergischen Regierung akzeptiert wurde. Es war der Start für die Mercedes- Fahrzeuge „made in Untertürkheim". 1902 wird der Name „Mercedes" geschützt, im Dezember 1903 verlässt der erste Mercedes das Untertürkheimer Werk. Auch durch immer neue Erfolge bei Automobilrennen wird die Untertürkheimer Autoschmiede immer berühmter. 1926 erfolgt der Zusammenschluss der Firmen Daimler und Benz. Der Welterfolg ist auch durch den Zweiten Weltkrieg nicht zu stoppen.

Die Formel- Eins-Triumphe der Silberpfeile und immer wieder bahnbrechende Innovationen im Fahrzeugbau, bei Sicherheit und Design machten und machen das Untertürkheimer Unternehmen zu der festen Größe innerhalb der Automobilgeschichte. In seiner Ausstellung hat Eberhard Hahn die wichtigsten Etappen, Episoden und Personen dieser Automobilgeschichte auf kurzweilige und unterhaltsame Weise zusammengestellt. Der Bürgervereinsvorsitzende kann auf seine reichhaltige Literatur, umfangreichen Publikationen, vielseitiges Bildmaterial und eigene Erlebnisse und Gespräche mit Zeitzeugen zurückgreifen. So gibt es zahlreiche Automodelle, Fotos, Plakate und historische Dokumente zu entdecken, die sich wie auf einer „Sommerwiese" dem Besucher als Schmuckstücke präsentieren und zu einem Bild über die Untertürkheimer Automobiltradition zusammenfügen.

Dabei werden die Autos mit dem Stern zwar im Mittelpunkt stehen, aber Hahn berichtet auch von Arthur Friedrich Hurst, einem Untertürkheimer Autobauer, der nach dem Zweiten Weltkrieg Fahrzeuge für Behinderte baute. Unter Zweiradfans haben die Motorräder der Marke UT einen guten Ruf. Ihnen widmet die Ausstellung ebenso Raum wie den „Strolch"-Motorrollern von Gottlieb Gassmann und natürlich darf Untertürkheims alteingesessenes Automobilhaus, die Firma Krautter, auf der Zeitreise „110 Jahre Automobiltradition in Untertürkheim" nicht fehlen.

• Die Ausstellung ist vom 7. Juli bis 26. August in der Stadtteilbücherei Untertürkheim zu den gewohnten Öffnungszeiten zu sehen. Am 8. Juli hat die Stadtteilbücherei bis Mitternacht geöffnet.